Bretter, die die Welt bedeuten.
Unglaublich, aber wahr: Aus diesem einzigen Stück Holz besteht der 24 Euro Sessel. Bei Holz Possling ein 18 mm starkes Kieferbrett aussuchen. Kostenpunkt: ca. 20 Euro Wichtig: Unbedingt eine Leimholzplatte nehmen, weil die sich nicht so verzieht. Kiefer gehört zu den unbedenklichen Holzarten Europas. Das erkennt Ihr an dem FSC Siegel. Bitte meiden: Teak und andere Tropenhölzer!
Einen ganzen Sessel in die Tasche gesteckt.
Das Brett im Baumarkt zurecht schneiden lassen. Kostet nichts. Die Maßen sind so handlich, sie passen sogar in den Rucksack, sodass ihr kein Auto braucht, sondern nur U-Bahn oder Fahrrad, um Euren Sessel zu transportieren. Schöner Nebeneffekt: Es entstehen keine zusätzlichen CO2 Emissionen. Die Schnittliste könnt ihr kostenlos bei mir anfordern.
Jeder kann tischlern.
Für die Bearbeitung braucht Ihr eine vollwertige Werkstatt! Weil wir nämlich bei der Konstruktion nur bewährte und handwerklich hochwertige Verbindungen wählen. Wir kommen also ohne Schrauben, Nägel und Winkel aus. Natur pur. Ich kann die Wochenendkurse an der Volkshochschule Berlin (City West) bestens empfehlen. Der Kurs kostet ca. 80 Euro, dauert 1 1/2 Wochenenden (also insgesamt 24 Stunden) und man hat alle Werkzeuge und fachmännische Unterstützung parat. Der Sessel ist ja in solch einem Kurs ja entstanden. Die Kursleiterin hat mir geholfen, meinen Entwurf handwerklich umzusetzen. Viele so genannte "Offenen Werkstätten" in ganz Deutschland, Österreich und in der Schweiz bieten Kurse an, oder vermieten einen Arbeitsplatz. Bei Fragen wendet Euch bitte an Tom.Hansing@anstiftung-ertomis.de (Verbund Offener Werkstätten). Er kann Euch eine Werkstatt in Eurer Nähe empfehlen. In der Werkstatt legt ihr euch die Bretter zurecht und markiert sie mit dem Bleistift. Keine Scheu vor dem Tischlerkurs. Ich selbst habe zwei linke Hände und es trotzdem geschafft. Du kannst es auch!
Qualität ist Liebe zum Detail.
Nur weil der Sessel günstig ist, heißt es noch lange nicht, dass er auch minderwertig ist. An den Eckverbindungen eines Stuhls erkennt ihr die Seele des Designobjektes. Ich habe mich für die traditionelle Fingerverzinkung entschieden. Sie sieht gut aus und ich finde den Gedanken schön, dass sich zwei Holzteile wie Hände ineinander verschränken.
Wer A sägt, muss auch B sägen.
Die Zinken werden weg gesägt (ich nutze ganz gern die Japansäge) und mit einem Beitel weggestemmt. Euer Kursleiter hilft Euch dabei. Anschließend werden die Teile verleimt und mit Zwingen etwa eine Stunde aneinandergepresst.
Auch nicht übel: Holzdübel.
Jetzt ist die Rückenlehne dran. Sie ist wie ein Bilderrahmen konstruiert. Ihr könnt die einzelnen Teile miteinander verdübeln. Dazu muss man Dübellöcher millimetergenau bohren und die Holzdübel mit Leim reinhämmern. Keine Sorge, Ungereimtheiten können später weggehobelt und weggeschliffen werden. Anschließend werden die Teile mit Schraubzwingen etwa eine Stunde aneinander gepresst.
Let's zwing.
So fast fertig! Nun verleimen wir die noch fehlenden Teile miteinander und pressen alle Teile mit Zwingen zusammen. Mit dem Zollstock könnt ihr diagonal nachmessen, ob der Sessel auch wirklich nicht verzogen ist.
Alles Jute mit dem 24 Euro Sessel.
Mit traditionellen Gurten aus Jute bespannen wir das Rückenteil und die Sitzfläche. Die gibt's für ca. 4 Euro beim Polstermacher. Ich empfehle in Berlin das Traditionsgeschäft Surma in Kreuzberg. Alternativ kann man auch stinknormale Ledergürtel aus dem Kleiderschrank nehmen. Diese Konstruktion habe ich mir beim Barcelona Chair abgeschaut, den Mies Van der Rohe für den spanischen König gemacht hat. Zwei Kissen (mit den Standardmaßen 50cm x 50cm) rauf. Fertig ist der 24 Euro Sessel. Ich finde die Proportionen super. Die Sessel, die heute neu entworfen werden sind alle immer so riesig und klobig. Wer hat denn schon ein Riesenloft? Klar ist allerdings: Der 24 Euro Sessel ist nichts für große Menschen (ich bin 1.74 m groß). Wer möchte, kann sich ja beim Kissen auf die aktuelle Jahreszeit beziehen, beziehungsweise passend zur aktuellen Beziehung neue Beziehungsmuster ausprobieren. In Bezug auf das Gestell kann natürlich auch jeder eine individuelle Farbe (z.B. schwarz) oder Beize wählen.