Text: Van Bo Le-Mentzel
Photos: Emrullah Gümüşsoy
(please feel free to ask for high resolution pictures prime@web.de)
Von der einen Seite ist der Neukoelln Desk ein Regal für viele schöne große Bildbände. Von der anderen Seite ist er ein Schreibtisch mit allem was man am Arbeitsplatz braucht. Rechts und links ist Platz für sechs Aktenordner, Klassenheft, einen Safe, Notebook, Schubladen oder zwei Berliner Hocker.
Ein ideales Angebot für Menschen, die der Meinung sind, dass Schreibtische doof aussehen und sich lieber von der besten Seite zeigen wollen. Wer den Neukoelln Desk haben will, muss ihn selber bauen.
Kaufen geht nicht. Das ist das Prinzip von Hartz IV Möbel - ein soziales Designprojekt von Van Bo Le-Mentzel.
Das Material (Fichte Leimholz 18mm und 28 mm-Platten, Schrauben in zwei Längen) findest du in jedem Baumarkt. Für den Bau ist keine Werkstatt erforderlich. An Werkzeugen ist hier nur eine Säge und ein Akkubohrer erforderlich. Den Rest sägt dir der Baumarkt nach meinem Bauplan zurecht.
Den Bauplan gibt es hier!
Neukölln macht Beine: Bloggerin Regine Lechner (links) kam mit einem Freund aus der Neuköllner Nachbarschaft, um diesen Tisch für eine Neuköllner Grundschule zu bauen.
Über 30 engagierte Neuköllner Kinder, Eltern, Lehrer und Kreative folgten dem Aufruf des Vereins Bildung ohne Grenzen und trafen sich an einem Novembermorgen, um eine neue Bibliothek für die Richard Grundschule in Berlin-Neukölln zu bauen. Zu diesem Anlass entwarf der Berliner Architekt Van Bo Le-Mentzel den Neuköllner Büchertisch.
Sitzengeblieben: Van Bo Le-Mentzel testet die Stabilität der Tischplatte. Auch als Lehrertisch in einem Klassenraum eignet sich der Neukoelln Desk hervorragend. Aber auch bei Galeristen und Bibliothekaren erfreut sich der Neukoelln Desk äußerster Beliebtheit.Inspiration
Der Neukoelln Desk (Neuköllner Büchertisch) ist inspiriert von
• der Leichtigkeit der T-Serie (1954) von Bauhaus-Student Franz Ehrlich
• der Entschiedenheit des New York-Tisches (1928) von Bruno Paul
• der Großzügigkeit eines Tisches aus dem Film "Brainstorm" (1983)
Franz Ehrlich (1907-1984) lernte bei Bauhaus-Gründer Walter Gropius und wurde aufgrund seiner kommunistischen Überzeugung während der NS-Zeit in das Konzentrationslager Buchenwalde gebracht, wo er an einem Gittertor die berühmte Typografie "Jedem das Seine" anbrachte. In der Nachkriegszeit machte er sich als Architekt und Möbelentwerfer in der Tradition der DDR-Moderne einen Namen.
New York Sideboard, 1928 von Bruno Paul.
Bruno Paul (1874-1968) gilt als einer der wichtigen Wegbereiter der deutschen Moderne.
Er inspirierte mit seinen Zweckbauten große Persönlichkeiten aus Kunst und Architektur wie Mies van der Rohe oder den Dadaisten George Grosz.
Der Tisch aus diesem Filmset zeigt, dass er aufgrund seiner großzügigen Flächigkeit zum Nest wird für allerlei Krimskram, Tischleuchten und auch Menschen animiert, sich es hier gemütlich zu machen. Auch interessant ist das Gebäude, in dem der Film gedreht wurde. Ein futuristischer Bau mit dem Charme der 70er Jahre von Paul Rudolph.
Schreibtisch, gesehen im Filmset der Kultserie Mad Men. Tisch vermutlich von Arne Vodder (ca. 1960)